A Brief History of Wiston House

Janet Pennington 1997

Übersetzt von Kirsten Middeke


PDF-Version des englischen Originalartikels, mit Bildern, von http://www.wistonhouse.org.uk/

Das Anwesen Wiston erscheint als Wistanestun im Domesday Book, dem Register englischer Besitztümer, das Wilhelm der Eroberer 1086 anfertigen ließ. Es gehörte damals William de Braose, einem der mächtigsten Anhänger des Eroberers, der als Belohnung für seine Unterstützung einen großen Teil der Grafschaft Sussex erhalten hatte. Seit der Normannischen Eroberung haben nur sechs Familien das Wiston-Anwesen besessen.

Das Haus blieb bis Anfang des 15. Jahrhunderts in Besitz der Familie de Braose. Als 1426 John de Braose (dessen Messingdenkmal in der Kirche neben Wiston House bewundert werden kann) ohne männlichen Erben starb ging das Anwesen an seinen Großneffen, Ralph Sherley. Einer dessen Nachkommen, Sir Thomas Sherley, geboren um 1542, baute Wiston House. Für 1357 ist in Wiston ein Herrenhaus aus Stein und Holz bezeugt, doch Sir Thomas, der 1573 in Rye von Königin Elizabeth zum Ritter geschlagen worden war, hielt Umbau oder völligen Neubau für notwendig. Die Arbeiten begannen bald nach seinem Ritterschlag in großem Umfang; einige Innenräume waren bereits 1576 fertig gestellt. Damals war das Haus wesentlich größer als heute. Der Südflügel erstreckte sich weiter nach Westen und nahm die Fläche ein, auf der sich heute das Konservatorium befindet. Ein dreistöckiger Flügel verlief parallel zur heutigen Westterrasse; der östliche Hof (vor dem heutigen Haupteingang) war von einer Reihe von Gebäuden, unter anderem von einem Pförtnerhaus, umgeben, die heute ebenfalls völlig verschwunden sind. Das Haus wurde um diesen gepflasterten Innenhof gebaut, und hinter den längs unterteilten Fenstern und Stufengiebeln lagen einige prachtvolle Räume - die prächtige Halle mit ihrem doppelten Hammerbalkendach, ein großer Saal, ein getäfeltes Zimmer, eine Kapelle und eine 30 Meter lange Galerie, um nur einige zu nennen.

Die Familie Sherley (Sir Thomas hatte eine Frau, Anne, sechs Töchter und drei Söhne, Thomas den jüngeren, Anthony und Robert) geriet nach Beginn der Bauarbeiten bald in Geldnöte. 1587 war Sir Thomas der ältere in den Niederlanden von Königin Elizabeth zum Kriegsschatzmeister ernannt worden, doch er veruntreute die Mittel, die duch seine Hände flossen. Spekulation und Betrug führten schließlich dazu, dass das Anwesen 1602 von der Krone beschlagnahmt wurde. Sir Thomas wohnte bis zu seinem Tode im Jahre 1642 weiterhin in Wiston und zahlte angeblich Grundmiete an Königin Elizabeth und deren Nachfolger James I; die Krone scheint allerdings niemals etwas vom Anwesen erhalten zu haben, und Sir Thomas der jüngere erbte die Probleme.

1622 ging das Anwesen schließlich an Lionel Cranfield, den Earl of Middlesex über. Er war von 1621 bis 1624 königlicher Schatzmeister James des I., und das Anwesen profitierte von seiner akribischen Verwaltung. Er verkaufte es 1634 an John Tufton, den Earl of Thanet, einen Royalisten der während des Bürgerkrieges stark zu leiden hatte. Wiston House wurde 1643-1644 erst von royalistischen und danach von parlamentarischen Soldaten besetzt und das Anwesen wurde erneut beschlagnahmt, diesmal vom Parlament, bevor es dann 1649 für wenig Geld von Sir John Fagge, einem parlamentatischen Soldaten aus Ost-Sussex gekauft wurde. Robert Fagge, dessen Enkel, starb 1740 und hinterließ einer Schwester Elizabeth das Anwesen. 1743 heiratete sie Sir Charles Goring von Highden House, Washington.

Die Gorings sind eine altehrwürdige Familie aus Sussex. Sir Charles begann nach seiner Heirat, das elizabethanische Haus umzubauen. Zu dieser Zeit wurde Wiston House verkleinert, insbesondere durch die Zerstörung der äußeren Gebäude des östlichen Hofes, einschließlich des ursprünglichen Pförtnerhauses. Die verkürzten Enden der Seitenflügel zu beiden Seiten des Hofes wurden erneuert, was auf einem Stein vermerkt ist, der in der Ostfassade des Nordflügels in Bodennähe angebracht wurde: „April 15th 1747“. Glücklicherweise entschied man sich dafür, das elizabethanische doppelte Hammerbalkendach und die Fenster der Halle zu erhalten. Bei vielen anderen Umbau-Arbeiten englischer Landhäuser im 18. Jahrhundert wurden solche Elemente „modernisiert“. Dies war jedoch die Zeit der neugotischen Architektur, und der Kaminsims und die Fensternieschen in der großen Halle stammen direkt aus Batty Langleys Gothic Architecture Improved, 1741-42 herausgegeben. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch der Roccoco-Stuck an den Wänden der Halle, der offenbar ebenfalls auf Entwürfen Langleys beruht und wahrscheinlich von italienischen Arbeitern hergestellt wurde.

Auch im neunzehnten Jahrhundert herrschte großer Enthusiasmus beim Umbau historischer Häuser. Wiston House wurde in den 1830er Jahren erneut umgebaut, von einem damals modischen Architekten, Edward Blore (1797-1879). Blore schlug vor, die Gebäudeteile aus der Tudor-Zeit abzureißen, die große Halle als malerische Ruine im Park stehenzulassen und an anderer Stelle ein völlig neues Haus zu bauen. Glücklicherweise musste er sich damit begnügen, den Südflügel abzuwandeln und größtenteils neu zu bauen. An der äußeren Nordwand des Flügels befinden sich zwei Ummantelungen, die lange Blore zugeschrieben wurden. Der rechteckige untere Teil mit seinen lebhaften Kriegsfiguren zwischen den Ziersäulen ist typisch für die 1570er Jahre und kommt vielleicht aus Sir Thomas Sherleys Great Chamber - für die große Halle wäre es zu groß gewesen. Die oberen Steinarbeiten scheinen aus einer späteren Zeit zu stammen, vermutlich von Cranfields Vollendung des Hauses in den 1620ern. Heute wird vermutet, dass diese Stücke in den 1740ern gesammelt und an ihrem jetzigen Ort platziert worden sind, zur Zeit Batty Langleys.

Die Familie Goring bewohnte das Haus bis 1926. Von da an bis zum Zweiten Weltkrieg wurde es privat verpachtet, danach wurde es zum Hauptquartier der kanadischen Truppen vor der Invasion der Normandie. Aus dieser Zeit stammt das Wandgemälde der jungen Dame ("Jane", eine Comicfigur des Daily Mirror aus der Kriegszeit), welches gewöhnlich vom Fagge-Portrait auf der Ostwand der Bibliothek verdeckt wird. Nach dem Krieg wurde das Haus zunächst als Mädchenschule verwendet; 1951 übernahm dann die Foreign Office organisation of Wilton Park den Pachtvertrag.

Die Kirche

Es handelt sich um eine typische englische Herrenhaus-Kirche, ehemals dem heiligen Michael geweiht, aber als St. Mary's bekannt. Sie steht neben dem Haus, dient aber der ganzen Gemeinde. Es ist eine alte Gründung, die schon im Domesday Book erwähnt wird. Aber wie das Haus wurde auch die Kirche Mitte des neunzehnten Jahrhunderts von Grund auf restauriert. Vom ursprünglischen Bau ist wenig erhalten, vom normannischen gar nichts. Unmittelbar hinter dem Eingang vorne an der Westwand hängt eine Auflistung der Datierungen der einzelnen Gebäudeteile nebst eines kurzen historischen Abrisses. Das vordere Taufbecken, wenngleich nicht an seinem ursprünglichen Standort, stammt aus dem zwölften Jahrhundert. Die farbigen Einsätze in den sonst einfarbigen Ost- und Westfenstern sind mittelalterlich; sie sind alles was vom ursprünglichen Glas erhalten ist. Der Wandschirm aus Eichenholz hinter der Westpforte stammt aus dem siebzehnten Jahrhundert. Einige hübsche Wandpfeiler aus Sussex-Marmor (Palludina-Kalkstein, in der Gegend als Winklestone bekannt) zieren die Kanzel. Die Kirche war immer der Ort, an dem die verschiedenen Bewohner Wistons begraben wurden. Von allen ihren Sehenswürdigkeiten sind die im südlichen Seitenschiff, was früher eine Marienkapelle war, am bemerkenswertesten, insbesondere die Grabplatte John de Braoses von 1426 und die Überreste einer einst sicher beachtlichen Skulptur im Gedenken an Sir Thomes Sherley und seine Frau Anne. Seine Gedenktafel aus schwarzem Marmor wurde kürzlich im Kornspeicher über dem Stall südlich der Kirche gefunden, in zwei Teile zerbrochen; sie wird hoffentlich repariert und wieder in der Kirche angebracht werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Skulptur im Zuge der Bürgerkriegsaktivitäten auf dem Anwesen zerstört wurde; die Tafel wurde während der 1860er Renovierungsarbeiten entfernt. Eine interessante Sehenswürdigkeit in der Nordwand des Südschiffes stellt ein liegendes Kind dar. Die Kleidung der Figur, und die Tatsache dass ihre Füße auf einem Löwen ruhen wie die John de Braoses auf der Grabplatte, legt die Vermutung nahe, dass es sich um das Andenken eines Kindes handelt, dessen früher Tod die Sherleys Wiston erben ließ. Die Glocken sind auf 1745 datiert.

Service Buildings

Das Alter der Gebäude südlich der Kirche ist zweifelhaft. Einige Authoritäten glauben, dass sie nach 1576 gebaut wurden, und tatsächlich enthalten sie viel wiederverwendetes Material, steinerne Tür- und Fensterrahmen, die vermutlich während der verschiedenen Umbauarbeiten aus Wiston House kamen. Verschiedene Cottages auf dem Anwesen sind die Überbleibsel des ursprünglichen Dorfes Wiston, dessen Häuser sich hinter dem Haus zusammendrängten.

Chanctonbury Ring

Südwestlich des Hauses, auf einem Ausläufer der South Downs, stehen die Reste einer berühmten Baumgruppe, einem ehemaligen Orientierungspunkt, der im Umkries vieler Meilen bekannt war als Chanctonbury Ring. Die Bäume wurden 1670 von Charles, dem sechzehnjährigen Sohn Sir Charles and Elizabeth Gorings gepflanzt. Charles wurde 86 Jahre alt und hatte seine Bäume groß werden sehen, als er ein Gedicht über sie schrieb. Der Ring steht an der Stelle eines prehistorischen Hillforts von zirka 800-600 vor Christus und eines romano-keltischen Tempels. Neueste Ausgrabungen der Field Archeological Unit of University College, London brachten im Hauptteil des Tempels große Mengen Schweinezähne und -knochen zutage. In Verbindung mit in Sussex gefundenen kleinen Bronzefiguren von Ebern aus derselben Zeit, von denen auch eine auf dem Anwesen gefunden wurde, legen diese Funde rituelle Opfergaben in Verbindung mit einem Schweinekult nahe.

Am 16. Oktober 1987 erlebte Südostengland seinen schlimmsten Sturm seit fast dreihundert Jahren. Der Park wurde dezimiert, das Dach der Kirche schwer beschädigt und ein Tel des Konservatoriums gänzlich zerstört. Die Wiederaufbauarbeiten und das Entfernen gefallener Bäume dauerten viele Monate. Die Bäume des Chanctonbury Rings wurden dezimiert, aber nach der archäologischen Ausgrabung wurden dort im Frühling 1990 von der Goring-Familie junge Buchen gepflanzt, die kommenden Generationen Freude bereiten werden.